
Gesprächskomplizenschaft: „Mehmet Berlin'de. Mehmet kam aus Anatolien” – Kulturschaffende aus der Türkei in Westberlin | Podiumsdiskussion mit Ela Gezen, Gülsah Stapel und Natalie Bayer
Dienstag, 30. Mai 2023 | 18 -20 Uhr im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum (Dachetage)
Künstler*innen, Intellektuelle und Akademiker*innen aus der Türkei gründeten in den 1970er und 1980er Jahren in Westberlin verschiedene Vereinigungen, um institutionelle Rahmenbedingungen für die Planung und Durchführung kultureller Aktivitäten zu schaffen. Im Jahr 1972 hat u.a. der Bildhauer Mehmet Aksoy den Türkischen Akademiker- und Künstlerverein in Westberlin gegründet. Mit dem Verein entstand ein Raum der Solidarität, Zusammenarbeit und gegenseitigen Annäherung. Außerdem bot der Verein einen institutionellen Rahmen, der ein Bewusstsein für die Rechte von Wissenschaftler*innen aus der Türkei fördern sollte.
In den Anfangsjahren arbeitete Aksoy im Rahmen verschiedener Projekte eng mit kommunalen Einrichtungen wie dem Kunstamt Kreuzberg zusammen – wie bei der äußerst erfolgreichen Ausstellung „Mehmet kam aus Anatolien“ von 1975. Der Fokus dieser Ausstellung lag auf der visuellen und textuellen Dokumentation des Türkischen Lebens in Westdeutschland, von Lebens- und Arbeitsbedingungen über Kinderbetreuung und Freizeitaktivitäten bis hin zu den wirtschaftlichen und politischen Realitäten der Türkei vor der Emigration. Die Ausstellung zeigte aber auch Werke Türkeistämmiger Künstler aus Westberlin: Skulpturen von Mehmet Aksoy, Gemälde von Hanefi Yeter und Keramiken von Mehmet Çağlayan. Alle drei kamen als ausgebildete Künstler nach Westberlin und waren an der Universität der Künste (damals Hochschule der Künste) immatrikuliert. Die Ausstellung zog über 20.000 Gäste an und bereiste andere westdeutsche Städte wie Bonn, München, Frankfurt am Main und Bochum.
Wie wurde die Ausstellung rezipiert? Was für künstlerische Ausdrucksformen, Figur- und Bildsprachen haben sie geschaffen? In welchem Verhältnis stand die Ausstellung zu den künstlerischen Milieus in Kunst- und Kulturszene der sog. Mehrheitsgesellschaft? Welche Bezüge hatten sie mit ihrer Kunst zur DDR? Wer erinnert wie an diese Ausstellung heute und was wird vergessen? Was hat das mit uns heute zu tun?
Die drei Gesprächskomplizinnen Ela Gezen, Gülsah Stapel und Natalie Bayer diskutieren am 30. Mai 2023 im FHXB Museum über die Ausstellung von 1975. Mit ihren jeweiligen Perspektiven besprechen sie, wie die Teilhabe an der Kunst- und Kulturszene und deren politisches Feld für migrantisierte Künstler*innen aussah.
Das Gespräch findet in Englischer Lautsprache statt.

Lange Buchnacht in der Oranienstraße - Lesung von Sevim Çelik-Lorenzen und Gün Tank im FHXB Museum
Samstag, 3. Juni 2023 | im 1. OG im offenen Archiv "Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe"
18:30 Uhr
Sevim Çelik-Lorenzen - „Guten Morgen, Güzelim!“
19:30 Uhr
Gün Tank - „Die Optimistinnen“
Nach einjähriger Pause findet die traditionelle Buchnacht in der Kreuzberger Oranienstraße wieder statt! Dafür öffnen viele Buchhandlungen, Galerien, Kneipen und Läden ihre Räume von nachmittags bis spät nachts für Lesungen aufstrebender Schriftsteller*innen. Der Eintritt ist kostenlos. Seit der ersten Auflage im Jahr 1998 organisiert das FHXB Museum fast jedes Jahr hierfür ein eigenes Programm. Dieses Jahr freuen wir uns auf die Lesungen zweier engagierter Autorinnen, die ihre jüngsten Werke vorstellen.
Um 18:30 Uhr liest Sevim Çelik-Lorenzen aus ihrem Buch „Guten Morgen, Güzelim!“, das letztes Jahr im Dagyeli-Verlag erschienen ist. Çelik-Lorenzen spürt den Geschichten türkischer Einwanderinnen der ersten Generation nach: Viele der Befragten – heute oft in hohem Alter –blicken auf ihre Träume und ihre Enttäuschungen zurück, die sie erlebten, als sie in jungen Jahren in Deutschland ankamen. Harte, stumpfe Arbeit, Zurücksetzung, Aufstiegserfahrungen und Selbstbewusstsein sind dabei ebenso Thema wie Solidarität und deutsch-türkische Freundschaften. Im Fokus steht der Kampf gegen patriarchale Bevormundung und Gewalt, der bereits in der Türkei begonnen hatte und sich in Deutschland fortsetzte.
Im thematischen Anschluss daran liest um 19:30 Uhr Gün Tank aus ihrem neuen Buch „Die Optimistinnen“, das 2022 im S. Fischer Verlag erschien. Das Werk erzählt von der 22-jährigen Nour, die in den siebziger Jahren motiviert und optimistisch aus Istanbul nach Deutschland kommt. Zusammen mit Frauen vielfältiger Herkunft lebt sie im Wohnheim ihrer Arbeitsstelle. Während Nour Minirock trägt, tragen die oberpfälzischen Frauen im Dorf Kopftuch. Die Arbeitsbedingungen in der Fabrik sind fragwürdig, die Entlohnung ungerecht. Als Nour vom Frauenstreik im Thüringen der zwanziger Jahre erfährt, ist sie inspiriert: Gemeinsam mit ihren Freundinnen wird sie für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter kämpfen! Die Lesung wird gefördert von der Georg-August-Universität Göttingen.
Der Eintritt ist frei, Anmeldung nicht erforderlich. Rollstuhlgerechter Zugang. Die Lesungen finden in Deutscher Lautsprache statt.
9/8fight41 - Filmabend zum 90. Jahrestag des Box-Meisterschaftskampfes von Johann „Rukeli“ Trollmann mit Gizem Aksu
9. Juni 2023 | 19 Uhr | Dachetage FHXB Museum
Der Boxer Johann „Rukeli“ Trollmann (1907 – 1943) gewann am 9. Juni 1933 den deutschen Meisterschaftskampf in der Kreuzberger Bockbierbrauerei. Nur wenige Tage später wurde ihm der Titel wieder aberkannt - die nationalsozialistische „Gleichschaltung“ und Ausgrenzung fanden auch im Sport statt. Johann „Rukeli“ Trollmann wurde als Sinto von den Nationalsozialisten rassistisch diskriminiert und erniedrigt. Im Juni 1942 wurde er in das KZ Neuengamme deportiert und dort am 9. Februar 1943 ermordet.
Das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum zeigt den Film „9/8fight41“ der Künstlerin Gizem Aksu mit anschließendem Gespräch. Der Film ist auf Türkisch mit englischen Untertiteln; das Gespräch findet in englischer Lautsprache statt.
Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Rollstuhlgerechter Zugang

Stadtrundgang: Rote Jungfront, wilde Cliquen vs. die SA (Kopie 1)
14. Juni 2023 | 18:00 bis 20:00 Uhr | Treffpunkt: Hof des FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museums
Kreuzberg. Im SO36 genannten Bezirk spitzten sich gegen Ende der Weimarer Republik die Konfrontationen zwischen Anhänger*innen der Arbeiter*innen-Bewegung und Mitgliedern der erstarkenden NSDAP gefährlich zu. Regelmäßig kam es zu gegenseitigen Überfällen, teilweise mit Toten.
Beim Stadtrundgang mit Johannes Fülberth finden wir heraus, wie die politische Situation war, vor der sich diese Auseinandersetzungen im Viertel abspielten. Wer waren ihre Protagonist*innen? Wo waren die Treffpunkte? Und warum spielten Kegelbahnen eine Rolle?
Diesen Rundgang durch den Kiez führen wir mit einer Personenführungsanlage durch. Da wir nur begrenzt Empfangsgeräte und Kopfhörer haben, bitten wir um eine Anmeldung.
Kosten: 4,00 Euro, Anmeldung: j.koenigfhxb-museum.REMOVE-THIS.de
Treffpunkt: kurz vor 18 Uhr im Hof des FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum
Die Veranstaltung ist eine Kooperation des FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum und „Helle Panke e. V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin“.
Führung: Johannes Fülberth (Historiker und Autor des thematischen Buches „… wird mit Brachialgewalt durchgefochten. Bewaffnete Konflikte mit Todesfolge vor Gericht – Berlin 1929 bis 1932/1933“)
Organisation: Jana König (FHXB Museum) und Fabian Kunow (Helle Panke e. V.).

Verschollen im Exil. Zur Erinnerung an die Schriftstellerin Maria Leitner am Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten
28. Juni 2023, 18.00-20.00 Uhr / Dachetage FHXB Museum Vortrag von Uschi Otten
Wie viele ihrer Kolleg*innen floh auch die jüdische Schriftstellerin Maria Leitner mit Beginn der nationalsozialistischen Machtübergabe ins Exil. Sie hatte sich seit Mitte der 1920er Jahre einen Namen als engagierte Journalistin gemacht, z.B. mit sozialkritischen Reportagen aus den USA. Bei der Bücherverbrennung 1933 verbrannten die Nationalsozialisten auch ihre Werke. Aus dem Pariser Exil berichtete die leidenschaftliche Antifaschistin weiter über die Zustände in Nazi-Deutschland und riskierte bei illegalen Besuchen ihr Leben. Ihre Spur verliert sich 1941 im besetzten Frankreich. Die tragischen Umstände des Todes der begabten und mutigen Schriftstellerin konnten erst jüngst geklärt werden.
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Vortrag findet in deutscher Lautsprache statt. Rollstuhlgerechter Zugang