Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und die Bezirksverordnetenversammlung gedenken des 86. Jahrestags der Pogromnacht am 09. November 1938 in Form einer Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung, Gesang, einem Redebeitrag zum Schocken Verlag sowie der literarischen Rezitation von Werken, die im Schocken Verlag erschienen sind. An der Gedenkveranstaltung nimmt neben dem Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Werner Heck, die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann, teil.
In der Nacht auf den 10. November 1938 setzten die Nationalsozialisten und ihre Anhänger Synagogen in Brand, zerstörten jüdische Geschäfte und Einrichtungen und erniedrigten, überwältigten und töteten jüdische Mitbürger*innen. Dieses Datum gilt als Beginn der beispiellosen systematisch organisierten Gewalt, Ermordung und Entrechtung der europäischen Jüdinnen und Juden. Auch jüdische Einrichtungen in Friedrichshain und Kreuzberg wurden geschändet und zerstört.
Der Schocken Verlag wurde 1931 vom Unternehmer Salman Schocken gegründet und hatte seinen Sitz in der damaligen Jerusalemer Straße 65/66 (heute Lindenstraße 67) im Berliner Zeitungsviertel. Der Verlag entwickelte sich zum wichtigsten jüdischen Verlag in Deutschland mit einem breiten Programm von Autoren wie Franz Kafka, Heinrich Heine, Martin Buber oder Leo Baeck. Anliegen des Verlags war es, das literarische jüdische Kulturgut einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Gleichzeitig dienten die Werke der jüdischen Leserschaft als Stütze in Zeiten der stückweisen Entrechtung durch die Nationalsozialisten. Bis 1937 konnte der Schocken Verlag relativ ungehindert publizieren. 1938 wurde die Situation für den Verlag jedoch immer schwieriger. Bei den Novemberpogromen wurde das Verlagsgebäude gestürmt, Bücher hinausgeworfen und verbrannt. Mitarbeitende konnten Manuskripte unter Einsatz ihres Lebens retten. Im Dezember 1938 wurde der Schocken Verlag zur Schließung gezwungen.