Im neu gestalteten Quartierspark Ritter-/Lobeckstraße wurden während der Bauphase 18 Stolpersteine verlegt. Zu ihrer Einweihung machten die Bezirksbürgermeisterin, Initiator*innen von der Evangelischen Kirchengemeinde Kreuzberg, Pat*innen und der Stolperstein-Initiative von Friedrichshain-Kreuzberg einen Gedenkrundgang im Park. Während des Rundganges wurden Blumen niedergelegt und Informationen zu den Menschen, an die mit den Stolpersteinen erinnert wird, vorgelesen.
Wann? Montag, 1. Juli, 15 Uhr
Wo? Jakobikirchstraße, 10969 Berlin
Die Stolpersteine halten die Erinnerung wach an: Felix, Eugenie, Steffi, Harry und Erna Rosenthal; Alfred, Lina, Heinz Stern und Recha Meyerhoff; Hugo und Helene Kaplan; Maria Doering; Leo und Margarete Wunsch, Franziska Neumann, Rosa Lewin, Dorothea Joffe sowie Johanna Gedalje.
Felix Rosenthal kam am 19. April 1891 in Inowrazlaw in der damaligen preußischen Provinz Posen (heute Polen) in einer jüdischen Familie zur Welt.
Mit 16 Jahren ging Felix nach Berlin, um eine Ausbildung als Schaufensterdekorateur zu absolvieren. Er diente im Ersten Weltkrieg und arbeitete später als Elektriker im Betrieb seines Bruders Paul in Berlin, bei dem er auch zeitweise wohnte.
1924, in Breslau heirateten Felix und Eugenie (geb. 19. Juni 1893 in Moschin, heute Polen). Am 10. Juli 1926 kam Steffi zur Welt. Um 1927 übersiedelte die Familie von Breslau nach Berlin. Hier wurde am 29. September 1930 Harry geboren.
Felix Rosenthal arbeitete als Kinovorführer sowie in einer Film-Kopieranstalt und war Mitinhaber eines Kinos. Die Familie wohnte Anfang der 1930er Jahre in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Pankow.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 begann die schrittweise Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen*Juden. Auch die Familie Rosenthal war davon betroffen. Um 1934 zogen sie in eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Jakobikirchstraße 2. Die zehn Häuser, die einst diese Straße zwischen der Jakobi-Kirche und der Ritterstraße säumten, wurden im 2. Weltkrieg zerstört.
Felix Rosenthal verlor 1939 seine Anstellung und musste zunächst bei der Müllabfuhr, dann als Elektromonteur in den Siemens-Schuckertwerken Zwangsarbeit leisten. Möglicherweise mussten auch die Töchter Eugenie und Steffi Zwangsarbeit leisten. Sohn Harry besuchte die Knabenvolksschule der Jüdischen Gemeinde bis jüdischen Kindern im Juni 1942 jeglicher Schulbesuch verboten wurde.
Felix und Eugenie Rosenthal, sowie die 16-jährige Steffi und der 12-jährige Harry wurden am 29. November 1942 mit dem sogenannten „23. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Erna Kahn wurde am 22. März 1900 in einer jüdischen Familie in Berlin geboren.
Sie erlernte den Beruf der Putzmacherin, konnte also Hüte und Kopfbedeckungen für Frauen herstellen. Am 8. Dezember 1921 heiratete sie Julius Gustav Rosenthal, geb. am 14. Juli 1896 in Berlin. Julius hatte Musik studiert, bis er 1915 einberufen wurde. Nach Ende des Ersten Weltkriegs reiste er als Orchester-Pianist durch die deutschen Großstädte. Später wechselte er sein Berufsfeld, bildete sich fort und wurde beim Wohlfahrtsamt Kreuzberg angestellt. Er war auch Mitglied der KPD und engagierte sich gewerkschaftlich. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 wurde Julius fristlos entlassen und war im Widerstand tätig. Um 1934 zog das Ehepaar Rosenthal in eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Jakobikirchstraße 2. Ab 1935 leitete Julius Rosenthal den Bezirk Süden der Jüdischen Winterhilfe. Nachdem jegliche Sozialtätigkeit in der Jüdischen Gemeinde durch die Nationalsozialisten verboten wurde, wurde er Bezirksleiter der Kleiderkammer, Vorsteher der Erfassungsstelle und Verhandlungsführer mit den städtischen Wirtschaftsämtern. Als die Gestapo von Julius Rosenthal verlangte, aktiv beim Abholen und Abtransport der zur Deportation bestimmten Jüdinnen*Juden mitzuhelfen, beendete er seine Tätigkeit für die Jüdische Gemeinde. Das Ehepaar tauchte am 18. Februar 1943 in die Illegalität unter. Erna Rosenthal erlitt am 22. Februar 1944 einen Straßenunfall und wurde mit doppeltem Schädelbruch als Polizeihäftling in die im Jüdischen Krankenhaus eingerichtete Polizeistation eingeliefert. Dort blieb sie mehrere Monate, während sich ihr Ehemann vermutlich weiter versteckte. Als Erna Rosenthal deportiert werden sollte, unternahm sie am 11. Oktober 1944 einen Selbstmordversuch mit einer Überdosis Schlafmittel. Einen Tag später starb sie im Krankenhaus. Erna Rosenthal wurde nur 44 Jahre alt. Julius Rosenthal erlebte die Befreiung Berlins durch die Rote Armee und wurde am 19. Mai 1945 im Polizeipräsidium angestellt. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Hugo Kaplan wurde am 10. Juni 1887 in Ostrowo (heute Polen) geboren. Er erlernte den Beruf des Dekorateurs und lebte in Breslau. Zu einem unbekannten Zeitpunkt heirateten er und Helene Fink, geb. 1883 in Golkowitz (heute Polen). Sie kam auch aus einer jüdischen Familie und brachte ihren Sohn Werner Fink (geb. 1906) in die Ehe mit. Helene arbeitete als Putzmacherin.
Die Familie kam 1918 nach Berlin und betrieb erfolgreich Bekleidungsgeschäfte und eine Strick- und Wirkwaren-Fabrik bis zur Wirtschaftskrise Ende der 20er. Sie gründeten anschließend eine kleine Firma und zogen nach Kreuzberg. Für die Herstellung von Lampenschirmen mietete Hugo Kaplan Kellerräume im Haus Ritterstraße 30a, in dem das Ehepaar auch seine Wohnung hatte.
In ihrer kleinen Fabrik konnten sie mehrere Arbeitskräfte beschäftigten. Die Jüdische Gemeinde schickte regelmäßig eine Anzahl von Umschülern in den Betrieb, um diese in Vorbereitung auf ihre Auswanderung auf Handwerksberufe umzuschulen. Auf diese Weise arbeiteten dort etwa 10 bis 13 Leute.
Die zunehmende Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen*Juden durch die Nationalsozialisten ab 1933 betraf auch die Familie Kaplan. Sohn Werner Fink wanderte im September 1938 mit seiner Frau Elka nach New York aus. Helene und Hugo Kaplan wurden Ende 1938 gezwungen, die Fabrikation einzustellen. Sie wollten nun auch Deutschland verlassen, konnten jedoch nicht rechtzeitig fliehen. Im November 1941 wurden Hugo und Helene Kaplan vom Bahnhof Grunewald mit dem sogenannten „4. Osttransport“ ins Ghetto Lodz deportiert. Dort überlebten sie zweieinhalb Jahre unter unmenschlichen Bedingungen. Am 28. Juni 1944 wurden sie in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert und ermordet.
Alfred Stern wurde am 4. November 1884 in Oberbrechen (Hessen) geboren. Er wuchs in einer jüdischen Familie auf. Alfred wurde jüdischer Volksschullehrer und war als jüdischer Religionslehrer, Kantor und ritueller Schächtbeamter in verschiedenen Städten tätig, bevor er nach Berlin zog. Während des Ersten Weltkriegs diente er im Militär. Er und Lina Giesenow, geb. am 21. Dezember 1878 in Schloppe (heute Polen) heirateten am 5. Januar 1916 in Berlin. Lina war Modistin von Beruf. Auch sie gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Am 18. Mai 1920 kam der Sohn Heinz zur Welt. Die Familie führte einen streng religiösen Haushalt. Alfred war als Kultusbeamter bei der Jüdischen Gemeinde in Spandau tätig.
Die zunehmende Verfolgung der Jüdinnen*Juden durch die Nationalsozialisten seit 1933 betraf auch die Familie Stern. Die Familie zog ca. 1935 nach Kreuzberg in die Jakobikirchstraße 2. Während der Novemberpogrome 1938 wurde auch die Spandauer Synagoge am Lindenufer zerstört. Noch 1938 wurde die jüdische Gemeinde offiziell aufgelöst. Es ist nicht bekannt, wo Alfred Stern danach beschäftigt war. Spätestens seit Mai 1939 lebte Linas geschiedene Schwester Recha Meyerhoff bei der Familie Stern in der Jakobikirchstraße 2.
Lina befand sich aus heute nicht genau bekannten Gründen seit dem 2. September 1939 in der psychiatrischen „Heil- und Pflegeanstalt“ Buch. Ab März 1940 wurden im Rahmen der sogenannten „Aktion T4“ nahezu alle Patient*innen nach Brandenburg an der Havel deportiert. Auch Lina Stern wurde dorthin gebracht und in der Tötungsanstalt ermordet. Alfred Stern und der 22-jährige Heinz Stern wurden im November 1942 mit dem sogenannten „23. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Recha Giesenow kam am 21. November 1876 in Schloppe (heute Polen) in einer jüdischen Familie zur Welt. Recha hatte mindestens noch vier Geschwister: Hedwig (*1875), Lina (*1878), Elisabeth (*1881) und Meyer Martin (*1885). Ihre Familie übersiedelte ca. 1900 nach Berlin Kreuzberg. Recha erlernte den Beruf der Putzmacherin, d.h. sie fertigte Kopfbedeckungen für Frauen.
Recha Giesenow heiratete am 3. Oktober 1910 den Kaufmann Karl Albert Meyerhoff. Das Ehepaar wohnte in Kreuzberg. Sie ließen sich im Dezember 1924 scheiden. Seit 1921 wohnte Recha allein in der Moritzstraße 21 und verdiente ihren eigenen Lebensunterhalt als Bürogehilfin, ab Mitte der 1920er wieder als Putzmacherin.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen*Juden seit 1933 durch die Nationalsozialisten begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Recha Meyerhoff. Ab 1933 ist sie nicht mehr in den Berliner Adressbüchern verzeichnet. Entweder lebte Recha Meyerhoff zur Untermiete oder bei Verwandten. Spätestens seit Mai 1939 – dem Zeitpunkt der Volkszählung – wohnte sie nachweislich in der Jakobikirchstraße 2 bei ihrer Schwester Lina, deren Mann Alfred Stern und deren Sohn Heinz.
Rechas Schwestern Lina Stern und Hedwig Tucholski wurden im Juli 1940 in Brandenburg an der Havel im Rahmen der sogenannten „Aktion T4“ ermordet.
Ihr Bruder Martin Giesenow beging am 19. Juni 1942 Suizid. Das Schicksal der Schwester Elisabeth Freimark ist unbekannt.
Recha Meyerhoff wurde am 15. August 1942 mit dem sogenannten „18. Osttransport“ nach Riga deportiert und dort unmittelbar nach der Ankunft am 18. August ermordet.
Franziska Guter kam am 13. März 1878 in Besswitz (heute Polen) in einer jüdischen Familie zur Welt. Die Familie zog um 1899 nach Berlin. Franziska arbeitete als Näherin und ihr Bruder Julius (*1874) als Kaufmann. Franziska Guter heiratete am 6. Juli 1908 den Schlosser Otto Klamann (*1879 in Eberswalde). Das junge Ehepaar wohnte ab 1914 in der Mathieustraße 15 in einer 2-Zimmer-Wohnung. Ihr Ehemann Otto Klamann übernahm in der Brandenburgstraße 45 (heute Lobeckstraße) eine Schlosserei. Er starb 1917. Wahrscheinlich zog Julius Guter nach dem Tod seines Schwagers zu seiner Schwester, bis auch er 1924 verstarb.
Am 30. Oktober 1924 heirateten Franziska Klamann und Conrad Neumann, geb. am 25. März 1863, in Riesenburg (heute Polen). Er betrieb als Kaufmann in der Nachbarschaft, in der Oranienstraße 129, eine Zigarrenhandlung. Nach der Heirat zog er zu seiner Frau. Da ihr Ehemann kein Jude war, war Franziska Neumann zunächst vor der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen*Juden durch die Nationalsozialisten geschützt. Allerdings verstarb Conrad Neumann am 2. Dezember 1940. Er hatte Selbstmord begangen.
Nach dem Tod ihres Ehemannes lebte sie von der Wohlfahrt. Franziska Neumann wurde am 5. September 1942 mit dem sogenannten „19. Osttransport“ nach Riga deportiert, wo sie unmittelbar nach der Ankunft am 8. September ermordet wurde.
Die Schwestern Dorothea (*1878), Johanna (*1879) und Rosa (*1881) Lewin kamen in Bromberg (heute Polen) in einer jüdischen Familie zur Welt.
Dorothea, die älteste, erlernte den Beruf der Putzmacherin und übersiedelte nach Berlin. Am 23. Dezember 1909 heirateten sie und Viktor Joffe (* 1878 in Berlin). Auch er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Das Ehepaar Joffe bekam drei Kinder: Margot (*1912), Fredy (*1914) und Rudi (*1916). Viktor Joffe war als Geschäftsreisender in der Kurzwaren-Branche viel unterwegs, ab Ende 1923 arbeitete er in Berlin als Vertreter für Stickerei- und Perlenbesätze für Damenkleider. Wegen der Weltwirtschaftskrise zog die Familie Joffe 1931 in eine kleinere Wohnung in die Jakobikirchstraße 8. Dorothea begann als Schneiderin zu arbeiten. Die erwachsenen Kinder wanderten 1933 bzw. 1938 in die USA bzw. nach Südamerika aus und retteten sich damit vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten.
Dorotheas Ehemann Viktor Joffe starb am 8. Mai 1936. 1939 zogen die Schwestern Rosa Lewin und Johanna Gedalje, sowie deren Ehemann Sally Gedalje zu ihr.
Dorothea Joffe wurde am 6. März 1943 mit dem sogenannten „35. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Johanna, die mittlere der Schwestern, erlernte keinen Beruf. 1899 heirateten sie und Sally Schmul Gedalje (geb. am 24. August 1874 in Inowrazlaw) in Bromberg. Er arbeitete als Kaufmann. Das junge Ehepaar zog nach Berlin und sie bekamen zwei Kinder: Bernhard (*1900) und Dorothea (*1901). In den 1920er Jahren war Sally Mitinhaber der Blusen- und Kleiderfabrik Adolf Auser & Co.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen*Juden durch die Nationalsozialisten seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Gedalje. Daraufhin wanderten der Sohn Bernhard 1936 nach Italien aus, die Tochter Dorothea nach Südamerika.1939 zog das Ehepaar Gedalje, zu Johannas verwitweter Schwester Dorothea Joffe. Sally Gedalje erlag am 4. Januar 1940 einem Gehirnschlag, den er bei der Zwangsarbeit erlitten hatte.
Johanna Gedalje lebte zuletzt in Wilmersdorf. Sie wurde am 1. November 1941 vom Bahnhof Grunewald mit dem sogenannten „4. Osttransport“ in das Ghetto Lodz deportiert und von dort am 10. Mai 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof verschleppt, wo sie gleich nach der Ankunft ermordet wurde.
Ihre jüngere Schwester Rosa Lewin wurde am 12. Januar 1943 mit dem sogenannten „26. Osttransport“, nach Auschwitz deportiert und ermordet. Zu Rosa Lewin ließen sich kaum Informationen finden, weshalb kein eigener Text für sie verfasst wurde.
Leo Wunsch kam am 26. Oktober 1877 in Schubin (heute Polen) in einer jüdischen Familie zur Welt, die kurz nach der Jahrhundertwende nach Berlin übersiedelte. Leo wurde Kaufmann und Mitinhaber einer Wein- und Spirituosengroßhandlung. Leo Wunsch und Margarete Michaelis, geb. am 15. September 1887 in Berlin, heirateten am 24. Dezember 1909. Margaret wuchs in einer jüdischen Familie in Berlin-Mitte auf. Sie lernte keinen Beruf. Leo, der nach der Hochzeit Mitinhaber der Firma seines Schwiegervaters wurde, war als Vertreter für Puppen und Puppenartikel viel auf Reisen, auch im europäischen Ausland. Die Firma befand sich ab 1913 in der Ritterstraße, wie auch die Wohnung des Ehepaars. Nach dem Tod seines Schwiegervaters im Dezember 1930 führte Leo die Firma weiter.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen*Juden durch die Nationalsozialisten seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen das Ehepaar Wunsch, schließlich wurde die Firma als „jüdisches Unternehmen“ liquidiert. Ende der 1930er Jahre lebten die beiden in der Mathieustraße 13 (entspricht etwa der heutigen Adresse Alexandrinenstraße 31). Anfang März 1940 lebte das Ehepaar gezwungenermaßen zur Untermiete in Lichterfelde-Ost. Leo und Margarete Wunsch wurden Ende Oktober 1941 in die Synagoge Levetzowstraße in Moabit verschleppt, die kurz vorher zum „Sammellager“ umfunktioniert worden war. Vom Bahnhof Grunewald wurden sie am 24. Oktober 1941 mit dem sogenannten „2. Osttransport“ in das Ghetto Lodz deportiert. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich. Leo Wunsch überlebte dort nur ein halbes Jahr, der 64-Jährige starb am 22. April 1942. Margarete Wunsch wurde am 14. Mai 1942, in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert und ermordet.
Maria Buchner wurde am 26. Mai 1877 im Dorf Koschentin (heute Polen) in einer jüdischen Familie geboren. Über ihr Elternhaus, ihre Kindheit und Jugend haben sich keine Zeugnisse erhalten. Sie heiratete am 25. August 1896 in der russischen Metropole St. Petersburg den am 1. August 1875 dort geborenen Artur Willibald Doering. Er war evangelisch und deutscher Staatsangehöriger. Vermutlich waren seine Eltern nach Russland ausgewandert. Es ist nicht bekannt, wann das Ehepaar Doering nach Berlin zog. Nachvollziehbar ist, dass sie seit etwa 1933 in der Ritterstraße 32 wohnten. Artur Willibald Doering arbeitete als kaufmännischer Angestellter bei der Seifenfabrik Sunlicht AG am Hohenzollerndamm.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 begann die schrittweise Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen*Juden durch die Nationalsozialisten. Maria Doering war davor zunächst geschützt, weil sie in einer sogenannten „privilegierten Mischehe“ lebte. Ihr Ehemann starb jedoch am 10. Mai 1943 im Krankenhaus am Urban an Tuberkulose. Maria Doering musste nun nach fast 47-jähriger Ehe nicht nur den Tod ihres Mannes verarbeiten, sie hatte auch ihren Schutz vor Verfolgung verloren. Maria Doering wurde am 10. September 1943 mit dem sogenannten „96. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 8. April 1944 im Alter von 66 Jahren ermordet wurde.